Nur ein Wimpernschlag bis zum Deutschen Meistertitel
Franz wird nach einem packenden Rennen Deutscher Vizemeister

Deutscher Jugend- Vizemeister im Rollski 2019, das klingt doch eigentlich ganz gut. Ja, das ist es auch. Aber dennoch liegt ein kleiner Wehmutstropfen in der Luft. Wir hatten lange überlegt, ob wir zu den diesjährigen Deutschen Meisterschaften nach Braunsbedra fahren. Irgendetwas lief in diesem Jahr bis jetzt noch nicht so richtig zusammen. Wir konnten es nicht benennen. Aber es gab so ein Gefühl. Im letzten Jahr waren wir top drauf. Wir gewannen in unserer Altersklasse fast jedes Rennen. Wir wollten eigentlich nahtlos an die Ergebnisse vom letzten Jahr anknüpfen. Doch eine vollkommen sinnlose Altersklassenanpassung (an FIS Regel) brachte uns total aus dem Konzept. Die ersten Rennen brachten uns keine Platzierungen unter den besten Sechs in Deutschland. Ja, das will man erst mal verdauen. Man ist statt 16 Jahre gleich mal eine AK älter und startet dann auch noch gegen die AK 18. Das kann man biologisch gar nicht kompensieren. Seine eigentliche AK 16 muss Franz einfach überspringen. Das knabbert an der Moral und lässt das Selbstvertrauen in den Keller sacken. Also, wozu jetzt eigentlich trainieren. In diesem Jahr gewinnen wir doch keinen Blumentopf. Aber so langsam kamen wir in Schwung. Auch wenn das Training bei weitem nicht so leicht von der Hand ging, wie im letzten Jahr. Die Sachsenmeisterschaften in Zittau mit dem Abendlauf brachten ein paar Erfolgserlebnisse. Auch der Inlinerwettkampf in Walddorf war noch einmal Balsam auf die Seele. Dann begann das große Rechnen. Nachdem die Meldeliste im Netz stand war klar, dass es keine leichte Aufgabe wird, in diesem Jahr eine Medaille zu gewinnen. Aber eine kleine theoretische Chance bestand. Also beschlossen wir, an den Start zu gehen. Levana war bis letzte Woche unsere Medaillenhoffnung bei den Mädchen in der AK Jugend. Aber ein Kreuzbandriss und ein Einriss am Meniskus machten jäh alle Hoffnungen zunichte. Anton in der Schüleraltersklasse hatte 25 Starter gegen sich. Da verließ ihn etwas die Courage. Er entschloss sich für die Gebirgsrangliste. Damit fuhren wir mit einem Läufer zu den Deutschen Meisterschaften im Rollski. Je näher der Start rückte, umso mehr stieg die Aufregung und die innere Anspannung bei Franz. Wir hatten den Sieger des ersten Rollskirennens in Trebsen ausgemacht. Ein bärenstarker Schlusssprinter. Aber auch Franz hat sehr gute Sprintqualitäten. Die Läufer aus Dresden sind immer gut drauf. 15 Jungen der AK 17/18 standen an der Startlinie. 15 km in drei Runden mussten absolviert werden. Eigentlich ist es eine schöne Strecke. Vor allem ist auf dieser Strecke alles vorhanden. Lange Geraden, anspruchsvolle Kurven, eine kleine Abfahrt und demzufolge auch ein kleiner Berg. Alles prima. Der Startschuss brach und das Rennen begann. Franz hatte einen sehr guten Start und kam gleich mit ganz vorne weg. Das ist wichtig beim Massenstart, dass du von Anfang an nicht den Kontakt zur Spitze verlierst. Aber das weiß er alles. Die ersten fünf Kilometer passierte nicht viel. Alle 15 Läufer gingen immer noch gemeinsam in die zweite Runde. Bis jetzt sieht alles noch entspannt aus. Aber die starken Läufer müssen nun mal was investieren, sonst ziehen sie den ganzen Schwanz von Läufern im Windschatten hinter sich her. Und das kann unter Umständen dann am Ende eine böse Überraschung geben. Dessen war sich Franz bewusst. Deshalb wagte er in Runde zwei einen Ausreißversuch am Anstieg, der das Feld sofort auseinanderriss. Aber nach einigen hundert Metern schloss sich das Feld wieder, da das Tempo nicht die ganze Zeit so hoch gehalten werden kann. Aber nun versuchte immer wieder mal jemand das Rennen zu beschleunigen. Damit fiel das Läuferfeld auseinander und es hatte sich eine Spitzengruppe von fünf Mann abgesetzt, die jetzt ein wesentlich höheres Tempo einschlugen. Die ersten 10 km waren absolviert. Jetzt versuchte sich schon jeder in der Spitzengruppe eine gute Ausgangsposition für den Überraschungsangriff oder später für den Endspurt zu sichern. Franz machte einen sehr guten Eindruck. Er bestimmte klar das Geschehen in der Spitzengruppe mit. Man sah ihm förmlich die gute Stimmung an. In der letzten Abfahrt konnte er den Windschatten gut ausnutzen und kam als Erster zur letzten Wendeschleife. Jetzt ging es zum letzten Mal den Berg hinauf und dann ca. 80 m auf die Zielgerade. Die Betreuer an der Straßenseite rannten nun ihren Schützlingen hinterher und feuerten sie auf den letzten Metern an. Der Endspurt hatte lange begonnen. Franz lief in breiter Position als Erster führend den letzten Abschnitt des Anstieges. Jetzt bogen die drei nebeneinander laufenden Führenden in die Rechtskurve Richtung der Zielgeraden. Es roch schon nach dem Deutschen Meistertitel. Sollte er es wirklich wieder schaffen??? Doch dann, eine Winzigkeit von Pech, von … ich weiß nicht was. Franz rutscht mit dem rechten Stock komplett nach hinten weg. Ich dachte zuerst, so eine Scheiße, so ein Mist, jetzt hat er sich den Stock bei dem Zielsprintgerangel abgebrochen. Nein, hat er aber nicht. Er ist vermutlich mit seinem rechten Stock auf den Rollski seines rechten Nebenmannes gekommen und damit mit großer Kraft nach hinten weggerutscht. Damit drehte es seinen Körper mit den Rollski auch nach rechts. Er musste kurz aufhören mit schieben und zwei kleine Sprünge nach links vollführen. Damit war er aus dem Tritt. Der Innenläufer hatte zwei Meter Vorsprung und auch der linke Außenläufer versuchte nun noch, an Franz vorbeizuschieben. Franz saß wohl der Schock in den Gliedern. Denn er skatete nur noch mit den Beinen ohne Armarbeit ins Ziel. Warum er seine Arme nicht mehr einsetzte, konnte er mir am Ziel auch nicht erklären. Er sicherte sich aber nach dem fast Sturz auf der Zielgeraden den Deutschen Vizemeistertitel, über den er sich am Anfang gar nicht so recht freuen konnte. Zu tief saßen noch der Schock und die Enttäuschung über sein Missgeschick, was ihm im Bruchteil dieser Winzigkeit passiert war und ihm den Meistertitel kostete. Und der Ärger war am Anfang noch viel größer, weil ausgerechnet der Läufer am Ende den Meistertitel gewann, der sich auf der gesamten Strecke nicht einmal als Tempomacher mit eingebracht hatte. Er hat sich in der Hartzschlauchermanier durch die 15 km bringen lassen, um am Ende seine Kraftreserven glücklich einsetzen zu können. Manche sagen vielleicht clever, aber unsportlich in jedem Falle. Sympathien in der Spitzengruppe konnte er damit keine gewinnen. Nach einer gewissen Zeit des sacken lassen kam auch bei Franz so langsam der Stolz über das erreichte Ergebnis. Deutscher Vizemeister. Das bedeutet Silber bei der Deutschen Meisterschaft 2019. Damit konnten wir nicht unbedingt rechnen. Jetzt hat er seine Meisterschaftskollektion an Medaillen komplett. Wir haben uns sehr über diesen Erfolg gefreut. Aber so ist Sport. Manchmal entscheiden nur Winzigkeiten über die Vergabe der Medaillen. Und dennoch sollte man froh und dankbar sein, wenn man dann doch eine gewinnen kann. Viel härter traf es den Viertplatzierten, der sehr viel Führungsarbeit im Rennen geleistet hat und dann von dem Schlaucher im Zielsprint ausgekontert wurde. Seine Mühe wurde leider nicht belohnt. Ein sympathischer Sportler. Vielleicht tritt er im nächsten Jahr wieder mit an.

V.H.                                                                                                   September 2019

Ergebnisse, Bilder

PSV Zittau e.V. Abteilung Ski